OTTO NIEMEYER-HOLSTEIN 2016
         
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Vita ‒ Otto Niemeyer-Holstein (1896-1984)

   Otto Niemeyer-Holstein wurde am 11. Mai 1896 als fünftes Kind des
Völkerrechtlers Prof. Dr. Theodor Niemeyer und seiner Frau Johanna in
Kiel geboren.
    Seit 1908 wohnte die Familie in Kitzeberg. Er ging als Kriegsfreiwilliger in
den Ersten Weltkrieg und erlitt 1915 einen psychischen Schock im Trom-
melfeuer von Warschau, so dass er als Kriegsversehrter aus dem Militär-
dienst entlassen wurde. Während seines Genesungsurlaubs begann er in
der Schweiz zu zeichnen. Der Maler Otto Wyler förderte ihn. Auf Anregung
des Kunsthistorikers und Schriftstellers Werner von der Schulenburg
erweiterte Otto Niemeyer seinen Familiennamen um die Region seiner
Herkunft: Holstein.
    Durch seinen Aufenthalt in Ascona 1918 lernte er die Künstler Alexej von
Jawlensky und Marianne von Werefkin kennen, die ihm wichtige Anreger
werden. Seine künstlerische Ausbildung setzte er fort durch den Besuch
von Malkursen bei Arthur Segal in Ascona, später in Berlin, wo er ebenfalls
im Atelier von Willy Jaeckel arbeitete (1926), eine kurze Zeit lernte er 1920
an der Kunstakademie in Kassel bei Prof. Kurt Witte und 1925 erweiterte
Otto Niemeyer-Holstein seine Kenntnisse durch Kurse an der Académie
Ranson in Paris. Zusammen mit seinem Bruder Johannes, der Architekt
geworden war, besuchte er 1923 die Bauhauswoche in Weimar. Er lernte
sowohl Paul Klee als auch Lyonel Feiniger kennen.
  1933 kaufte sich der Künstler auf der Insel Usedom eine Brache
zwischen Koserow und Zempin: Lüttenort. Anfänglich lebte er in einem
ausrangierten S-Bahnwagen, den er später zu einem Gebäude erweiterte.
Zudem legte er sich einen südlichen Malgarten an. Im gleichen Jahr wurden
Bilder von ihm aus den Museen in Kiel, Duisburg und Chemnitz entfernt.
    Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgte 1944 seine Zwangsver-
pflichtung zum Arbeitseinsatz bei der Reichsbahn. Die schnelle Besetzung
der Insel Usedom durch sowjetische Truppen verhindert die Aufsprengung
der Landenge und die Flutung des Anwesens.
    1953 gerät Otto Niemeyer-Holstein zwischen die Fronten des Kunst-
streites der DDR. Die Jury zur 3. Deutschen Kunstausstellung in Dresden
hat alle seine eingereichten Bilder abgelehnt.
    1974 kaufte er sich die Windmühle in Benz. Am 20. Februar 1984 starb
der Künstler in Lüttenort. Er ist auf dem Friedhof in Benz auf Usedom
beigesetzt worden.
    Otto Niemeyer-Holstein heiratete 1920 Hertha Marie Langwara in
Heikendorf. Mit ihr hatte er einen Sohn Peter, geb. 1921, der 1943 als
Marineflieger über dem Skagerrak den Tod fand. Nach der Scheidung
1926, ehelichte er Dr. Annelise Schmidt. Ihr gemeinsamer Sohn Günter
wurde 1937 geboren. 
    Seine Reisen führten ihn auf den Balkan (1928), nach Paris (1929) und
nach Florenz (1930). Seit den 1930er Jahren unternahm er mehrwöchige
Fahrten mit seinem Segelkutter Orion an die skandinavischen Küsten und
1960 unternahm der Künstler mit einem Motorfrachtschiff eine Fahrt durchs
Mittelmeer und über den Indischen Ozean bis nach China. Moskau, Lenin-
grad und andere Städte der Sowjetunion besuchte er 1963, 1965 fuhr er
nach Taschkent, Samarkand und Buchara, 1968 bereiste er erneut die
Schweiz.
    Nach seiner ersten umfassenden Einzelausstellung 1929 in der Berliner
Kunststube zeigte er zwischen 1933 und 1945 keine Personalausstellung.
1954 erfolgte eine das Gesamtwerk vorstellende Ausstellung in der Kunst-
halle Mannheim, an die sich in den folgenden Jahren viele Präsentationen
im In- und Ausland anschlossen, beispielsweise auch die große Ausstellung
in der Berliner Nationalgalerie, für die Erich Heckel 1961 ein Grußwort
schrieb. Am gleichen Ort mit Arbeiten aus sechs Jahrzehnten wurde 1976
sein 80. Geburtstag ehrenvoll begangen. Die Kunsthalle in Rostock zeigte
1981 sein gesamtes Schaffen. 
    1963 ist der Künstler zum Präsident der internationalen Ostsee-Biennale
gewählt worden, deren Ehrenpräsident er 1975 wurde.
    Die Verleihung eines Professorentitel erfolgte 1964 und seit 1969 war er
Mitglied der Akademie der Künste, Berlin. 1974 ist ihm der Nationalpreis für
Kunst (II. Klasse) verliehen worden.
 
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